When Werner Lampert, ein Unternehmer und Autor am 9. Oktober 2025 plötzlich in Salzburg verstarb, erschütterte das gesamte österreichische Bio‑Lebensmittel‑Ökosystem. Der 79‑jährige Pionier, geboren am 7. Oktober 1946 in Feldkirch (Vorarlberg), hatte in den letzten sechs Jahrzehnten die Branche praktisch mitgeformt. Die offizielle Bestätigung kam von seiner eigenen Beratungsgesellschaft Werner Lampert BeratungsgmbH am 11. Oktober, als die Geschäftsführerinnen Brigitte Hanzmann und Tobias Metzler ihre Bestürzung äußerten.
Werdegang und frühe Jahre
Lamperts Weg begann nicht im Supermarkt, sondern in der Kirchenrestaurierung – ein Handwerk, das ihm ein feines Gespür für Nachhaltigkeit vermittelte. Parallel studierte er Altorientalistik, ein Fach, das seine späteren Konzepte von ganzheitlicher Nahrungskultur prägte. In den 1960er‑Jahren experimentierte er mit biodynamischer Landwirtschaft, lange bevor das Wort "Bio" im öffentlichen Diskurs üblich war. 1979 zog er nach Wien, wo er ein Großhandelsunternehmen für Öko‑Produkte gründete – der Keim, aus dem später das gesamte österreichische Bio‑Netzwerk wuchs.
Erfolgreiche Markenentwicklung
Der eigentliche Durchbruch kam 1994, als er für die Billa (Tochter der REWE‑Gruppe) die Eigenmarke „Ja! Natürlich“ konzipierte. Als Brand‑Manager und Qualitäts‑Standard‑Entwickler prägte er nicht nur das Logo, sondern auch das inzwischen berühmte Ferkel‑Maskottchen – ein Symbol für Tierwohl und höchste Produktqualität. Neun Jahre später, 2003, übergab er das Ruder, doch der Grundgedanke blieb erhalten und erreichte bis heute Millionen österreichischer Konsumenten.
2006 wandte sich Lampert dem Discount‑Riesen Hofer (ALDI Nord Österreich) zu und schuf die Marke „Zurück zum Ursprung“. Besonders die Einführung von österreichischer Heumilch – ein Produkt, das zuvor kaum erfolgreich vermarktet werden konnte – wurde dank seiner engen Zusammenarbeit mit Landwirten und Molkereien zum Durchbruch. Die Branche sprach von einer Rettung „einer ganzen Branche“, denn die neue Qualitätskette setzte Standards, die bis heute gelten.
Im Jahr 2022 gelang ihm schließlich ein Sprung über die Landesgrenzen hinweg: Für Aldi Suisse entwickelte er die Marke „retour aux sources“. Auch hier stand die lückenlose Rückverfolgbarkeit im Fokus – ein Prinzip, das aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung stammt.
Der Csardahof – ein Öko‑Leuchtturm
Neben der Markenarbeit leitete Lampert den biologischen Csardahof in Pama, Burgenland. Unter seiner Führung entwickelte sich das Anwesen zu einem echten Vorzeigemodell: Gemüsebeete nach biodynamischen Rhythmen, ein artgerechtes Viehhaltungssystem und ein transparenter Kreislauf von Produktion zu Konsument. Die Dichand‑Familie, die das Anwesen besaß, bezeichnete den Hof heute als „Öko‑Leuchtturm“, weil er Innovation und Tradition auf beeindruckende Weise vereint.
Reaktionen aus der Branche
Die Nachricht von Lamperts Tod löste ein lautstarkes Echo aus. Der Vorstandsvorsitzende von Billa, Markus Müller, äußerte: „Werner war nicht nur ein Visionär, er war das Herzstück unserer Bio‑Strategie. Ohne ihn gäbe es weder das Ferkel‑Maskottchen noch die konsequente Qualitätskontrolle.“ Auch die Geschäftsführung von Hofer betonte: „Seine Arbeit hat das Bild von Discount‑Lebensmitteln grundlegend verändert.“
Junge Bio‑Entrepreneure aus dem Salzburg‑Umfeld sahen in ihm ein Vorbild. „Er hat gezeigt, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können“, sagte die Gründerin von „GreenRoots“, einer Start‑up‑Initiative, die organische Snacks produziert.
Ausblick und Vermächtnis
Was jetzt passiert? Die Marken „Ja! Natürlich“, „Zurück zum Ursprung“ und „retour aux sources“ bleiben in den jeweiligen Unternehmensstrukturen verankert, doch das strategische Steuerungsrum wird sich neu ordnen müssen. Laut internen Quellen plant die Werner Lampert BeratungsgmbH eine berufliche Nachfolge zu besetzen, doch ein konkreter Zeitplan steht noch aus.
Für die Verbraucher bedeutet Lamperts Weggang vor allem, dass ein tieferes Verständnis für die Herkunft ihrer Lebensmittel erhalten bleibt – dank seiner lebenslangen Forderung nach lückenloser Rückverfolgbarkeit. Experten prognostizieren, dass die organische Marktanteile in Österreich in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen werden, getragen von den Standards, die er gesetzt hat.
Hintergrund: Die Entwicklung der Bio‑Bewegung in Österreich
Die organische Szene in Österreich begann in den späten 1970er‑Jahren als Nischenbewegung. Erst in den 1990er‑Jahren, mit Initiativen wie „Ja! Natürlich“, gelang dem Markt ein Durchbruch. Lampert fungierte dabei als Brücke zwischen kleinen Bio‑Bauern und den großen Einzelhandelsketten – ein Modell, das heute als Best‑Practice gilt. Seine Arbeit spiegelte die philosophische Idee wider, die er bereits in seiner Schrift „Die Kuh – eine Hommage“ formulierte: Tierwohl ist nicht verhandelbar, wenn echte Qualität entstehen soll.
Häufig gestellte Fragen
Wie wirkt sich Werner Lamperts Tod auf die Marke „Ja! Natürlich“ aus?
Die Marke bleibt im Besitz von Billa. Ohne Lampert fehlt jedoch das kreative Leitbild, das er einst entwickelte. Die Unternehmensführung hat bereits ein internes Team beauftragt, die Markenwerte zu bewahren und weiterzuentwickeln, sodass Verbraucher keine abrupten Änderungen erwarten sollten.
Welchen Einfluss hatte Lampert auf die österreichische Heumilchproduktion?
Durch die Einführung von „Zurück zum Ursprung“ setzte er strengere Qualitäts‑ und Nachhaltigkeitsstandards. Bauern mussten nachweislich Heu aus ökologischer Landwirtschaft verwenden, was die Milchqualität spürbar verbesserte und die regionale Wirtschaft stärkte.
Was bedeutet "lückenlose Rückverfolgbarkeit" in Lamperts Konzept?
Jedes Produkt muss vom Feld bis zum Regal dokumentiert sein – vom Saatgut über den Einsatz von Düngemitteln bis zum Verkaufsort. Diese Transparenz soll Verbrauchern ermöglichen, die Herkunft und die Produktionsbedingungen exakt nachzuvollziehen.
Wie wird das Erbe von Werner Lampert künftig gesichert?
Die Werner Lampert BeratungsgmbH plant die Einrichtung eines Stiftungsfonds, der Forschung im Bereich biodynamischer Landwirtschaft fördert. Zudem sollen Schulungsprogramme für angehende Bio‑Unternehmer gestartet werden, um seine Philosophie weiterzugeben.
Welche Rolle spielte der Csardahof in Lamperts Gesamtwerk?
Der Hof diente als praktisches Labor, in dem Lampert seine Theorien zu Boden‑ und Tiergesundheit testen konnte. Die dort gewonnenen Erkenntnisse flossen direkt in die Produktstandards seiner Marken ein und demonstrierten, dass ökologische Prinzipien im industriellen Maßstab funktionieren können.