Österreich vs. Bosnien: WM-Ticket auf dem Spiel – Entscheidung im Ernst-Happel-Stadion

Österreich vs. Bosnien: WM-Ticket auf dem Spiel – Entscheidung im Ernst-Happel-Stadion

Am Dienstag, 19. November 2024, um 20:45 Uhr, knallt es im Ernst-Happel-Stadion in Wien. Nicht nur die 50.865 Zuschauer im ausverkauften Stadion werden den Atem anhalten – ganz Österreich hält die Luft an. Denn hier wird entschieden, ob die Österreichische Fußballnationalmannschaft nach 28 Jahren endlich wieder bei einer FIFA-Fußball-WeltmeisterschaftNordamerika mitspielt. Trainer Ralf Rangnick hat sein Team auf den letzten Meter vorbereitet. Ein Unentschieden reicht. Einfach. Klar. Aber in der WM-Qualifikation ist nie einfach.

Ein Punkt – und die Weltmeisterschaft ist wieder da

Österreich führt die Gruppe H mit 18 Punkten an, Bosnien-Herzegowina kommt mit 16 Zählern auf Platz zwei. Kein Zufall. Kein Glücksfall. Die Mannschaft von Rangnick hat in sieben Spielen sechs Siege eingefahren – und nur ein einziges Mal nicht gewonnen. Gegen Zypern am Samstag, 16. November, zeigte sie Nervenstärke: Marko Arnautovic (35) traf per Elfmeter und später mit einem souveränen Schuss. Zwei Tore. Zwei Punkte. Und ein Gefühl: Wir schaffen das.

Doch dann kam die Nachricht aus Zenica. Bosnien siegte 3:1 gegen Rumänien – und plötzlich war der Druck nicht mehr nur auf Österreich. Der 19-jährige Esmir Bajraktarevic von RC Lens schockte mit einem Fernschuss ins Kreuzeck. Der rumänische Stürmer Denis Drăguș sah nach einem umstrittenen "Kung-Fu-Tritt" die Rote Karte. Plötzlich war die Gruppenführung nicht mehr sicher. Ein Unentschieden reicht Österreich – aber nur, wenn Bosnien nicht gewinnt. Und jetzt? Jetzt muss Österreich gewinnen. Oder zumindest nicht verlieren.

"Das ist kein Fairplay" – Der Karic-Streit

Bevor das Spiel überhaupt begann, gab es einen Skandal. Bosniens Trainer Sergej Barbarez beschwerte sich laut: Der Österreichische Fußballbund habe die Freigabe für Emir Karic (23), den Linksverteidiger von SK Sturm Graz, zu spät eingereicht. Karic, der eigentlich gegen Rumänien debütieren sollte, saß auf der Bank. Barbarez: "Das ist kein Fairplay."

Die Wahrheit? Der ÖFB hatte die Unterlagen rechtzeitig eingereicht – aber ein technisches Problem in der FIFA-Datenbank verzögerte die Freigabe. Jetzt, einen Tag vor dem Spiel, ist Karic endlich spielberechtigt. Ein bitterer Nachgeschmack. Ein Zeichen dafür, wie nah die Ränder sind. Ein Fehler, ein Papier, ein Tag – und die ganze Welt verändert sich.

Und dann ist da noch Arjan Malic, der Außenverteidiger von Sturm Graz, der nach einem Fehler gegen Rumänien zur Pause ausgewechselt wurde. Und Amar Dedic, der Stammspieler von FC Salzburg, fehlt verletzt. Bosnien hat keine Luft mehr. Kein Rückzug. Nur noch dieses eine Spiel. Und sie wissen: Wenn sie verlieren, ist die WM vorbei.

"Wir werden alles geben" – Die Stimmung im Team

In der österreichischen Kabine ist es ruhig. Keine Hysterie. Keine Panik. Nur Konzentration. Philipp Lienhart (28) sagt: "Wir werden alles geben, um dieses Ziel zu erreichen." Romano Schmid (24) hat den Moment schon verarbeitet: "Vielleicht war es ein kurzer Dämpfer, aber wenn wir in Wien ankommen, ist wieder alles gut."

Und dann ist da noch Arnautovic. Der alte Kämpfer. Der Mann, der schon 2006 in Deutschland bei der WM dabei war – und seitdem nie wieder. Er sagte nach dem Spiel gegen Zypern: "Heute war das Halbfinale, am Dienstag ist das Finale." Kein Wort mehr. Keine Erklärung. Nur diese eine Aussage. Und sie sagt alles.

Sportdirektor Peter Schöttel verspricht: "Wir werden eine sehr entschlossene Mannschaft sehen." Und ÖFB-Präsident Josef Pröll ist überzeugt: "Ich bin total optimistisch, dass es uns gelingen kann, die WM-Quali für uns zu entscheiden."

Was passiert, wenn es nicht klappt?

Wenn Österreich verliert – und Bosnien gewinnt – dann rutscht Österreich auf Platz zwei. Dann heißt es: Play-off. Zwischen dem 23. und 31. März 2026. Zwölf Gruppenzweite und vier Nations-League-Sieger kämpfen in vier Viererturnieren um die letzten vier WM-Tickets. Ein Weg, der viel Unsicherheit birgt. Ein Weg, der viele Träume zerbricht.

Und dann wäre da noch Rangnick. Sein Vertrag läuft nach diesem Spiel aus – es sei denn, Österreich qualifiziert sich. Dann verlängert er sich automatisch bis 2026. Ein klares Signal: Er will nicht nur den Job machen. Er will die Geschichte schreiben.

Die Geschichte der WM-Durststrecke

Letzte WM-Teilnahme? 1998. Frankreich. Hans Krankl war Trainer. Österreich schied im Achtelfinale aus – gegen Deutschland. Seitdem: keine WM. Kein Turnier. Kein Fußball auf der Weltbühne. 28 Jahre. Eine ganze Generation hat nie live gesehen, wie Österreich bei einer Weltmeisterschaft spielt. Kinder, die jetzt 18 sind, wurden nach der WM 1998 geboren. Für sie ist das kein Traum. Das ist eine Erwartung.

Die letzte Qualifikation 2018? Österreich schaffte es nicht. 2022? Auch nicht. Und jetzt? Jetzt ist es wieder da. Die Chance. Die letzte. Die wahrscheinlich letzte Chance für diese Generation.

Was kommt danach?

Sollte Österreich qualifiziert sein, wird das Stadion in Wien zu einem Ort der Legende. Ein Tag, der in die Geschichte eingeht. Ein Sieg, der die Jugend begeistert. Ein Startpunkt für eine neue Ära.

Falls nicht? Dann wird es eine lange, schmerzhafte Winterpause geben. Mit Fragen. Mit Wut. Mit der Frage: War das alles? War das der Moment, den wir verpasst haben?

Frequently Asked Questions

Was bedeutet ein Unentschieden für Österreich genau?

Ein Unentschieden reicht Österreich, um als Gruppensieger direkt für die WM 2026 in Nordamerika zu qualifizieren. Mit 19 Punkten würde Österreich vor Bosnien (17 Punkte) bleiben – und die WM-Durststrecke seit 1998 beenden. Ein Sieg wäre sogar noch besser, aber nicht nötig.

Warum ist Emir Karic so wichtig für Bosnien?

Karic ist der einzige Linksverteidiger in Bosniens Kader, der in der Bundesliga (SK Sturm Graz) regelmäßig spielt und defensive Stabilität bietet. Sein Fehlen gegen Rumänien war ein großer Verlust – besonders in einer Phase, in der Bosnien mit 0:1 zurücklag. Sein Einsatz am Dienstag könnte den Unterschied machen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Österreich ins Play-off muss?

Statistisch gesehen liegt die Chance bei etwa 20 Prozent – wenn Bosnien gewinnt und Österreich verliert. Doch in der Praxis ist der Druck so hoch, dass Österreich eher zu viel als zu wenig spielen wird. Ein Unentschieden ist realistisch – ein Verlust eher unwahrscheinlich.

Was passiert mit Ralf Rangnick, wenn Österreich nicht qualifiziert ist?

Rangnicks Vertrag läuft nach dem Spiel aus. Ohne WM-Teilnahme wird er nicht automatisch verlängert. Der ÖFB müsste dann neu verhandeln – und das wäre ein Risiko. Viele sehen ihn als den Trainer, der Österreich zurück an die Weltspitze führen könnte. Ohne WM wäre das Ziel verfehlt.

Ist das Spiel wirklich ausverkauft?

Ja. Alle 50.865 Plätze im Ernst-Happel-Stadion sind verkauft – ein Rekord für ein WM-Qualifikationsspiel in Österreich seit 2008. Die Tickets waren innerhalb von 48 Stunden ausverkauft. Die Stimmung wird elektrisch – und das Stadion wird zu einem Tempel des Fußballs.

Warum ist dieser Moment so emotional für Österreich?

Weil seit 1998 keine Generation mehr bei einer WM dabei war. Die Fans, die damals im Stadion saßen, sind heute 50+. Ihre Kinder und Enkel haben nie erlebt, wie Österreich bei einer Weltmeisterschaft spielt. Dieses Spiel ist nicht nur Sport – es ist Erinnerung, Hoffnung und ein Versprechen an die Zukunft.