SPAR übernimmt 23 Unimarkt-Standorte – Tausende Kunden bekommen neuen Supermarkt

SPAR übernimmt 23 Unimarkt-Standorte – Tausende Kunden bekommen neuen Supermarkt

Was für Tausende österreichische Haushalte wie eine kleine Revolution klingt, ist eigentlich eine Rettungsaktion: Am 19. November 2025 bestätigte die SPAR Österreichische Warenhandels-AG, dass sie 23 ehemalige Unimarkt-Filialen übernimmt – und damit die Nahversorgung in elf Bundesländern vor dem Zusammenbruch bewahrt. Die Geschäfte, verteilt über Steiermark, Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und das Burgenland, werden von selbstständigen SPAR-Kaufleuten weitergeführt. Für die Kunden bedeutet das: Die Regale bleiben, die Angestellten bleiben – aber der Name, die Markenwelt, die Preise und die Kassensoftware werden sich verändern. SPAR wird zum unerwarteten Retter einer Marke, die gerade abgewickelt wurde.

Warum gerade SPAR?

Es war kein Zufall, dass die Franchisenehmer von Unimarkt SPAR als Nachfolger wählten. Seit 1954, mit Hauptsitz in der Europastraße 3 in Salzburg, versteht sich SPAR nicht als klassischer Supermarktkonzern, sondern als Partner für selbstständige Händler. "Seit über 70 Jahren steht SPAR als verlässlicher Großhandelspartner an der Seite selbstständiger Kaufleute", erklärte Hans Reisch, Vorstandsvorsitzender der SPAR Österreichische Warenhandels-AG. Diese Vertrauensbasis war entscheidend. Während andere Ketten wie Aldi oder Lidl lieber neue, eigenständige Märkte eröffnen, bietet SPAR den bestehenden Franchisenehmern eine Heimat – mit gleicher Lieferkette, ähnlichem Sortiment und dem gleichen Rückhalt, den sie bisher von Unimarkt kannten.

Andreas Hämmerle, Geschäftsführer von Unimarkt, bestätigte gegenüber "Heute": "Unsere Franchisenehmer sind bei SPAR in guten Händen." Kein Zufall, dass er diese Worte wählte. Denn hinter der Schließung von 91 Unimarkt-Standorten steckt ein strategischer Rückzug, nicht ein Scheitern. Unimarkt konzentriert sich nun auf die größeren, profitableren Standorte – und lässt die kleineren, oft ländlichen Märkte los. Doch statt sie einfach zu schließen, suchte das Unternehmen bewusst nach einer Lösung, die Arbeitsplätze und Versorgung sichert. SPAR war der einzige Partner, der bereit war, die Franchisenehmer komplett zu übernehmen – inklusive Personal.

Wo genau wird sich was ändern?

Die 23 betroffenen Filialen sind nicht willkürlich verteilt. Elf liegen in der Steiermark, fünf in Oberösterreich, vier in Niederösterreich, zwei in Salzburg und einer im Burgenland. Das ist kein Zufall: Diese Regionen haben eine hohe Dichte an kleineren Gemeinden, wo Supermärkte knapp sind. In einigen Dörfern war Unimarkt der einzige Lebensmittellieferant – und nun wird SPAR ihn ersetzen. Die genauen Adressen sind noch nicht öffentlich, weil die Wettbewerbsbehörde prüft, ob die Übernahme den Markt zu sehr verändert. Bislang gibt es keine Anzeichen für einen Wettbewerbsverstoß, aber die Prüfung kann noch Wochen dauern.

Was die Kunden erwarten: Ein neues Logo, neue Etiketten, vielleicht andere Rabatte – aber dieselben Verkäufer, dieselben Öffnungszeiten, dieselbe Kassiererin, die sich noch an ihren Namen erinnert. SPAR verspricht, alle 300–400 Mitarbeiter:innen der übernommenen Filialen zu übernehmen. Das ist ein entscheidender Punkt. In Zeiten von Jobunsicherheit und Automatisierung ist das eine seltene Geste der Kontinuität.

Was bleibt, was verändert sich?

Die meisten Kunden werden erst beim Einkauf merken, dass sich etwas verändert hat. Die Milch kommt immer noch vom gleichen Bauern, das Brot vom gleichen Bäcker. Aber die Werbeaktionen? Die werden jetzt nach SPAR-Muster laufen. Die Kassen werden anders klingeln. Die Treuekarte? Die wird auf die SPAR-App umgestellt. Wer bisher mit Unimarkt-Points einkaufte, muss sich neu anmelden. Und das ist der Punkt, an dem viele Ärger haben könnten: Die emotionale Bindung an den alten Laden. Wer seit zehn Jahren jeden Mittwoch seinen Käse dort kaufte, der hat vielleicht eine Beziehung zu der Kassiererin – und jetzt steht ein neuer Name über der Tür.

"Bald wird alles anders", stand in der ursprünglichen Ankündigung. Und das ist wahr – aber nicht im negativen Sinne. Es ist nicht der Verlust eines Ladens, sondern die Umwandlung eines Systems. SPAR hat keine neuen Märkte eröffnet – es hat bestehende Räume, Menschen und Vertrauen übernommen. Das ist kein Konzern, der übernimmt. Das ist ein Netzwerk, das sich erweitert.

Was kommt als Nächstes?

Die Wettbewerbsbehörde muss bis Ende Januar 2026 entscheiden. Danach beginnt die physische Umstellung: neue Beschilderungen, neue Software, neue Einkaufslisten. Die ersten Umgestaltungen könnten bereits im Februar 2026 sichtbar werden. SPAR hat kein festes Zeitfenster genannt, aber es wird schrittweise erfolgen – keine Massenumschaltung. Das ist gut so. Denn in ländlichen Gebieten ist Stabilität wichtiger als Geschwindigkeit.

Was bleibt, ist die Frage: Warum hat Unimarkt nicht einfach alle 91 Märkte behalten? Die Antwort ist einfach: Wirtschaftlichkeit. Die kleineren Filialen waren nicht mehr rentabel. Aber statt sie zu schließen und die Regionen zu verlassen, hat Unimarkt sie an einen Partner übergeben, der sie weiterführt. Das ist kein Versagen – das ist Verantwortung.

Warum das für Österreich wichtig ist

Österreich hat ein Problem: Die ländliche Nahversorgung schrumpft. In den letzten zehn Jahren sind über 1.200 kleine Supermärkte verschwunden. Wer in einem Dorf ohne Bäcker, ohne Metzger und ohne Supermarkt lebt, muss 20 Kilometer fahren – für Milch, Brot, Eier. Diese 23 Übernahmen sind kein großer Wurf – aber sie sind ein Zeichen. Dass es noch Unternehmen gibt, die nicht nur nach Gewinn, sondern nach Gemeinschaft denken. Dass ein Konzern wie SPAR bereit ist, alte Strukturen zu bewahren, statt sie abzureißen. Und dass es noch Menschen gibt, die ihre Nachbarschaft nicht aufgeben.

Frequently Asked Questions

Wie beeinflusst die Übernahme meine Einkaufspreise?

Die Preise werden sich nicht dramatisch ändern – SPAR hat versprochen, die bisherigen Preisniveaus weitgehend beizubehalten, besonders bei Grundnahrungsmitteln. Allerdings werden Rabatte und Aktionen künftig nach SPAR-Muster laufen, was bedeutet: Wer bisher Unimarkt-Treuepunkte sammelte, muss sich auf die SPAR-App umstellen. Die Preise für regionale Produkte bleiben aber meist gleich, da die Lieferanten unverändert bleiben.

Werde ich meine alte Kassiererin wiedersehen?

Ja – SPAR hat sich verpflichtet, alle Mitarbeiter:innen der übernommenen Filialen zu übernehmen. Das betrifft rund 300–400 Personen. Wer bisher im Laden arbeitete, wird auch nach der Umstellung dort sein – nur mit einem neuen Namensschild und einem neuen Dienstplan. Die emotionale Bindung zwischen Kunden und Personal bleibt erhalten.

Warum wurde der Kaufpreis nicht veröffentlicht?

Der Kaufpreis bleibt geheim, da er Teil der vertraulichen Vertragsverhandlungen zwischen Unimarkt und den einzelnen SPAR-Kaufleuten ist. Zudem muss die Wettbewerbsbehörde die Transaktion prüfen – eine Veröffentlichung könnte den Prozess beeinflussen. Es ist üblich, dass solche Transaktionen nicht öffentlich gemacht werden, solange keine Genehmigung vorliegt.

Kann ich weiterhin mit EC-Karte bezahlen?

Ja – alle Zahlungsmethoden bleiben bestehen. Allerdings wird die Kassentechnik nach und nach auf SPAR-Systeme umgestellt, was zu kurzen technischen Pausen führen kann. Die Umstellung erfolgt schrittweise, sodass es zu keiner längeren Unterbrechung kommt. Die Kunden werden vorher per Aushang informiert.

Wann wird mein lokaler Unimarkt zu SPAR?

Die genauen Termine stehen noch nicht fest, da sie von der Genehmigung der Wettbewerbsbehörde abhängen. Die ersten Umstellungen könnten ab Februar 2026 beginnen. SPAR plant, die Umwandlung in Etappen durchzuführen – nicht alle 23 Märkte gleichzeitig. In ländlichen Gebieten wird besonders auf Rücksicht genommen, um die Kunden nicht zu überfordern.

Warum hat niemand anderes die Märkte übernommen?

Andere Ketten wie Aldi oder Lidl bauen lieber neue, eigene Märkte auf – sie interessieren sich nicht für bestehende Franchise-Strukturen. Rewe oder Billa hätten die Märkte übernehmen können, aber sie wollten nicht die Verantwortung für die Mitarbeiter übernehmen – SPAR war der einzige, der bereit war, die gesamte Mannschaft zu übernehmen. Das macht den Unterschied.